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Vorteile: sehr informativ und unterhaltsam, autobiografisch gefärbt
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Stephen King: *Das Leben und das Schreiben* |
Bericht wurde 2376 mal gelesen
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Produktbewertung:
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sehr gut
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Berichtbewertung:
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In Gewisser Hinsicht hat hier einer der erfolgreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts seine wichtigsten Einsichten zusammengefasst. Es ist ein persönliches, geradezu intimes Buch, andererseits aber auch ein Sachbuch mit hervorragenden Ratschlägen für angehende Schreiber.
Inhalte
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Nach drei Vorwörtern legt King endlich los: mit einem von zwei biographischen Teilen. Die Zweiteilung rührt natürlich von jenem schmerzhaften und einschneidenden Unfall im Sommer 1999 her. Davor hatte King bereits rund 50-60 Prozent des Buches fertig, vor allem den ersten Teil.
Er erzählt zunächst, wie er überhaupt dazu kam, Geschichten zu mögen, viel zu lesen und schließlich selbst welche zu erfinden und festzuhalten. Seine Mutter bestärkte ihn darin ebenso sehr wie es später seine Frau Tabitha tun sollte. Die Episode, wie sein erster veröffentlichter (nicht geschriebener) Roman "Carrie" entstand, ist schon häufig erzählt worden – ich brauche sie nicht nochmals wiedergeben. Interessanter ist da schon, wie er sein Handwerk verbesserte, etwa indem er als Sportreporter bei der Lokalzeitung arbeitete und zudem richtiges Redigieren lernte. Weitere Tipps bekam er von ablehnenden Lektoren der Zeitschriften, denen er seine Stories anbot ("2. Fassung = 1. Fassung minus 10%" und dergleichen).
An diese Ratschläge hält sich King noch heute.
Sodann erklärt er, was Schreiben ist: "Telepathie natürlich". Und er weiß diese erstaunliche Auffassung gut zu begründen. Im folgenden Teil beschreibt er den Inhalt der drei Ebenen des "Werkzeugkastens" eines Schriftstellers. Dazu gehören natürlich allen voran die Sprache, die Grammatik und die Stilistik. Für ihn ist die kleinste Bucheinheit nicht das Wort oder der Satz, sondern der Absatz.
Der folgende teil "Über das Schreiben" ist sicherlich der wichtigste, wenn man selbst schriftstellerische Ambitionen hat – und die werden wohl die meisten Käufer dieses nicht ganz billigen Buches mitbringen. Alle von Kings Ratschlägen sind brauchbar, manche sogar genial.
Häufig hebt der frühere Englischlehrer den Finger, hebt sogar das Verbotsschild in die Höhe, doch die häufig eingesetzte Selbstironie schwächt diese wichtigtuerischen Posen immer wieder ab.
Ich selbst kann zahlreichen von Kings Ratschlägen nur zustimmen, schließlich habe ich selbst über zehn jahre in Schreibwerkstätten und –seminaren (auf deren Nutzen geht er selbstverständlich ebenfalls ein) verbracht und meine Sachen vorgelesen und begutachten lassen. Nie jedoch wurden mir dort solche gut begründeten Tipps gegeben.
Eine Kostprobe: Vermeide Adverben wie die Pest! Adverben fügen einem bereits vorhandenen verb oder einer Äußerung nur einen unterstreichenden Aspekt hinzu, sind also von vornherein relativ überflüssig, es sei denn, das Adverb erweitert die bedeutung des Verb oder der Äußerung. Adverbialkonstruktionen kann man natürlich zu einem Stilmerkmal machen (wie die "Swifties"), man kann es damit auch übertreiben und so einen ironischen Effekt erzielen.
Natürlich gibt es in der Prosa noch zahlreiche weitere Falltüren, die es aufzuspüren und zu vermeiden gilt. King bietet angehenden Autoren auch in ihren Publikationsbemühungen Hilfe an: Man darf ihm bestimmte Manuskripte an www.stephenking.com schicken. Er warnt vor gierigen Agenten und tückischen Verlagsverträgen (etwa bei Doubleday!). Eine Leseliste bietet weiterführende Tipps zu Büchern, die der Meister gut findet oder fand. Dazu gehört v.a. seine Stilbibel "Elements of Style".
Absolut erschütternd ist hingegen der zweite Teil seiner Biografie zu lesen, also der Unfall selbst, bei dem er fast starb, und die Zeit der Rekonvaleszenz bis zu jenem Tag, an dem er wieder an diesem Buch schreiben konnte.
In einem der Nachträge kann man dem Meister über die Schulter schauen. "Siehst du: So sah die 1. Fassung der Story aus – und jetzt schau her: So sieht die 2. Fassung aus." Er begründet die Änderungen und macht so deutlich, worauf es ihm bei seinem Handwerk ankommt. Diese Story ist unter dem Titel "1408" in der Hörbuch-Trilogie "Blut und Rauch" zu finden, die es ebenfalls bei Ullstein gibt.
Fazit
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Dieses lehrreiche Buch gibt nicht nur durch Erfahrung erworbene und erprobte Ratschläge an Jungautoren, sondern erzählt auch viele Geschichten – nicht zuletzt natürlich Kings eigene, die sehr interessant ist, aber auch die vieler anderer Leute (seine Familie, seine Frau, die Schulen, die Verleger usw.).
Für Bücherwürmer wie mich sind auch Kings Bemerkungen über andere Schriftsteller und ihre Produkte sehr wertvoll. Sie erfüllen fast die gleiche Funktion wie eine Rezension. Dabei scheut der Autor auch nicht vor handfester, aber berechtigter Kritik zurück. Er hat eben seinen Standpunkt und weiß ihn gewohnt eloquent zu vertreten.
Auf jeden Fall ist das Buch sehr kurzweilig zu lesen, sofern man sich für das Schreiben und die Vorgänge dabei interessiert. Andere leser dürften v.a. von den biografischen Teilen profitieren.
Michael Matzer © 2002ff
Info: On Writing, 2000; Ullstein 2000, München; 333 Seiten, DM 38,00, aus dem US-Englischen übertragen von Andrea Fischer; ISBN 3-550-07143-4
Geschrieben am: 21. Aug 2002, 19:25 von: mima17
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